Welchen Kummer es mit sich bringen kann, wenn palliativ erkrankte Kinder oder Erwachsene ihre geliebten Begleiter vermissen, welche Sehnsüchte und Bedürfnisse aus dem Blickfeld der medizinischen Teams verschwinden, weil jede Profession natürlicherweise ihren ganz eigenen Fokus hat. Nicht selten hören Palliativpatienten dann „Wir können leider nichts mehr für Sie tun.“, „Unsere Möglichkeiten sind erschöpft.“, „Sie sind austherapiert.“ Wie wertvoll ist es da, dass komplementäre Methoden in der Palliativversorgung immer weiter in den Blick geraten und unterstützend zu bereits bestehender medizinischer, palliativer Versorgung angewandt werden.
Tiergestützte Therapie/Interventionen können und sollten in der Best Supportive Care (BSC) ihren Platz erhalten.
Insbesondere in einer Palliativsituation sollten Familien von multi-professionellen Teams profitieren und ebenso ganzheitlich das ganze Familiensystem begleitet werden. Dabei ist es wesentlich die physischen, psycho-sozialen, spirituellen und kulturellen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu erfragen. Der Kontakt zu Menschen verschiedenster Kulturen erfordert Wissen um die jeweiligen Strukturen und deren Besonderheiten. Von tiergestützten Interventionen profitieren begleitete Familien, die unterstützt und gestärkt ihren Weg gehen ebenso, wie die Menschen, die als Teams professionell im palliativen Bereich arbeiten und wirken.
Abschied nehmende Kinder und deren Familien sammeln durch tiergestützte Therapie/Interventionen positive Erinnerungen, die sie mit in ihre Zukunft nehmen. Dazu ist es erforderlich, dass diese Erinnerungen, z.B. durch Bild und Ton, gut gesichert werden und - insbesondere für Kinder, die noch klein sind - die Zeit überdauern und die Erinnerung begreifbar und sichtbar werden lassen.
Tiergestützte Interventionen können für Menschen jeden Alters und in vielen Lebenssituationen eine wunderbare Erfahrung und Bereicherung sein. Wesentlich und unbedingt zu beachten ist, dass Mensch und Tier von dem tiergestützten Einsatz profitieren. Hunde, Pferde, Lamas, Alpakas sowie Klein- oder Nutztiere werden in der TGI eingesetzt. Im palliativen Kontext sind häufig Hunde die Begleittherapietiere. In meinen Familientrauerbegleitungen (palliativer Kontext) kommen ebenfalls die zauberhaften Alpakas von Daniels kleiner Farm zum Einsatz und bezaubern mit ihren Wesen. Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere - unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Besonderheiten und Bedürfnisse ist unabdingbar. Selbstverständlich ist ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement die Grundlage für einen tiergestützten Einsatz. Ebenso ein artgerechter, einfühlsamer und achtsamer Umgang mit den Tieren.
Aus dem Palliativbereich ist die tiergestützte Therapie/ Intervention nicht wegzudenken. Immer wieder erlebe ich in Familientrauer-begleitungen, wie sehr Kinder und auch Erwachsene ihre Herzen mit diesen tierischen Begegnungen nähren. Insbesondere das wertfreie, vorurteilsfreie Wesen und agieren der Tiere ist wohltuend für die Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung, z.B. schlimm riechende Wunden, leidvolle Symptome und ein völlig anderes Körperbild haben, als vor ihrer Erkrankung. Der Kontrollverlust, den Menschen bei einer palliativen Erkrankung erleben, aber auch der Kontrollverlust, den die Familie erlebt wiegt schwer. Diesem können die betroffenen Familien jedoch mit Handlungsaktivität begegnen und so ihre so bedeutsame Selbstwirksamkeit erleben und etwas Kontrolle wiedererlangen. Tiergestützte Interventionen finden auch im palliativen Bereich in einem wohlwollenden Rahmen statt - als Einzelbegleitung und auch mit Mama, Papa, Kind/ern. Der Umgang ist liebevoll und oft von einer fröhlichen Atmosphäre geprägt.